Gesangvereine:
Die Geschichte eines Vereins ist im Wesentlichen in den Protokollbüchern festgehalten. Wenn man, wie die “Turn- und Sängervereinigung Neuhofen”, in der unglücklichen Lage ist, fast keine Protokollbücher aus alter Zeit mehr zu besitzen, so kann man zur Dokumentation nur auf die Erinnerungen einiger älterer Mitglieder zurückgreifen. Da die heutige “Turn- und Sängervereinigung Neuhofen” aus sechs Neuhofener Vereinen hervorgegangen ist, wurden die Unterlagen unter den schwierigsten Umständen zusammengetragen.
Wenn, was bei solchen Voraussetzungen immer der Fall sein kann, das eine oder andere nicht im richtigen Zeitablauf erfolgt oder mit Chroniken anderer Ortsvereine nicht übereinstimmt, so bitten wir um Nachsicht.
Übereinstimmend wird in der Chronik das historisch so bedeutsame Jahr 1867 als das Gründungsjahr des ersten Neuhofener Gesangvereins Liederkranz genannt. Der Initiator der damaligen Vereinsgründung war der in Neuhofen amtierende Lehrer Knopf gewesen.
Im Jahre 1880 gründete sich als zweiter Gesangverein die “Germania”. Initiator dieses Vereins war ebenfalls ein in Neuhofen amtierender Lehrer namens Igel. Die “Germania”, so wird es jedenfalls berichtet, hat sich nach 12-jährigem Bestehen im Jahre 1892 gespalten, und zwar einerseits in den Gesangverein “Liedertafel”, unter dem damaligen 1. Vorsitzenden Wilhelm Lang und andererseits dem sogenannten “Arbeiter-Gesangverein”, der nach dem ersten Weltkrieg seinen Namen in “Sängerlust” umbenannte.
Die Gesangvereine Liederkranz und Liedertafel waren je mit einem Männerchor, der Arbeiter-Gesangverein mit einem gemischten Chor besetzt. Die Singstunden des Liederkranzes und der Liedertafel fanden im Mayerhof, später Rosengarten, die des Arbeitergesangvereins im alten Schulhaus statt.
Als weiteres schicksalhaftes Jahr in der Vereinschronik gilt das Jahr 1919. Hier schlossen sich die Gesangvereine Liederkranz und Liedertafel” zur “Sängervereinigung” einerseits, und andererseits die “Sängerlust” mit anderen Vereinen zur „Freien Sportvereinigung” zusammen.
Die Singstunden der Gesangsabteilung der „Freien Sportvereinigung fanden nun bis zum Bau der Sporthalle in der Wirtschaft “Zum Karpfen”, heute “Alte Medenheimer Stube”, statt. Bis zum Jahre 1928 hielt die Sängervereinigung ihre Gesangsstunden im Mayerhof, später Rosengarten, ab und siedelte anschließend in das ehemalige Volkshaus über.
Vom 28. – 30. Mai 1927 feierte die “Sängervereinigung” das 60jährige Vereinsjubiläum. Am 5./6. Juni 1937 wurde das 75-jährige Stiftungsfest, verbunden mit einer Fahnenweihe, begangen. Nach Kriegsende 1945 hatte die “Sängervereinigung” aufgehört zu bestehen.
Am 15. August 1946 gründete sich dann aus Mitgliedern der früheren Gesangvereine der “Gesangverein in Neuhofen”. In einer Mitgliederversammlung am 8. März 1952 wurde beschlossen, sich mit dem “Turnverein Neuhofen” zur “Turn- und Sängervereinigung” zusammenzuschließen.
Gründung des Turnvereins:
Übereinstimmend wird in Chroniken das Jahr 1878 als das Gründungsjahr des Neuhofener Turnsports bezeichnet. Leider können wir auch hier zur Dokumentation der Jahre 1878 bis 1920 auf keine Protokollbücher zurückgreifen, sondern stützen unseren Bericht nur auf Erinnerungen. Auch damals, im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts waren Gegensätze innerhalb eines Turnvereins vorhanden. Das führte dann auch im Jahre 1891 nach 13-jährigem Bestehen des Turnvereins zur Spaltung. Aus dem Turnverein heraus gründete sich ein zweiter, die spätere “Turngesellschaft”.
Der Mitgliederstand des Turnvereins nahm nun rapide ab. Das mag die damalige Vorstandschaft dazu bewogen haben, im Jahre 1907 dem im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts gegründeten “Deutschen Arbeiter und Turnerbund” beizutreten.
Von nun an begann eine stete Aufwärtsentwicklung. Mit dem den Arbeiterturnern eigenen Idealismus, Ernst, ja Fanatismus, traten sie mit den “Bürgerlichen” in Wettbewerb, der leider auf dem Rasen und Turnboden nicht ausgetragen werden konnte, da jeder Wettkampf verboten war. Hier muss chronologisch erwähnt werden, dass der Fußball in unserem Verein auch eine wesentliche Rolle spielte, nachdem sich im Jahre 1906 als erster Fußballverein in Neuhofen die “Viktoria” gegründet hatte.
Als weiteres Schicksalsjahr in der Chronik des Turnvereins wird das Jahr 1909 bezeichnet, denn die einzige Turnhalle in Neuhofen, die im Jahre 1882 durch die Initiative des Kaufmanns Jakob Riedel auf dem Platze des jetzigen Bürgerhauses erbaut worden war, wurde nun aus ungeklärten Gründen abgerissen. Es ist anzunehmen, dass man den aufstrebenden Arbeiterturnern einen weiteren Schlag versetzen wollte. Der Turnbetrieb des Turnvereins wickelte sich nun in der Wirtschaft “Zum Karpfen”, heute “Alte Medenheimer Stube” ab, während die Turngesellschaft in der Wirtschaft “Zum Hirsch” ihre Übungsstunden abhielt.
Eng verbunden mit dem Turnverein ist der im Jahre 1895 gegründete “Radfahrverein Solidarität”.
Als weiterer Verein muss der im Jahre 1910 gegründete “Stemm- und Ringerclub” erwähnt werden. Im Jahre 1919 entschloss man sich, einen Großverein zu gründen. Zu diesem Zwecke lud man in den Mayerhof, später Rosengarten, alle bis jetzt aufgeführte Vereine ein.
- Turnverein Neuhofen
- Vorstand Johann Strubel
- Stemm- und Ringerclub
- Vorstand Martin Striebinger
- Gesangverein Sängerlust
- Vorstand Karl Georg
- Radfahrverein
- Vorstand Konrad Eisenhauer
Diese 4 Vereine schlossen sich in der Gründungsversammlung zur “Freien Sportvereinigung Neuhofen” zusammen. Als erster Vorsitzender dieses Großvereins ging Martin Striebinger hervor. Zweiter Vorsitzender wurde Jakob Landfried.
Am 1. Januar 1920 wurde der Verein in das Registergericht eingetragen.
Als fünfte Abteilung wurde eine Fußballabteilung ins Leben gerufen, die im Jahre 1925 die Kreismeisterschaft errang und zu diesem Zeitpunkt schon weit über die Grenzen unserer Pfalz bekannt war. Ein friedliches und gemeinsames Zusammenwirken aller Abteilungen war dann scheinbar doch nicht gegeben, denn im Jahre 1925 trennte sich die Fußballabteilung von der “Freien Sportvereinigung” und gründete einen eigenen Fußballverein namens “Vorwärts”.
Das tat aber dem weiteren Zusammenwirken der verbliebenen Abteilungen keinen Abbruch, denn eine neue Sportart fasste in Neuhofen Fuß. Aus der Turnabteilung heraus gründete sich die Handballabteilung. Seit 1925 wird, mit Zwangsunterbrechung von 1933 bis 1950, in unserem Verein Handball gespielt. Die Vielseitigkeit der damaligen Handballer geht auch aus der Tatsache hervor, dass sie in ihrer Freizeit nicht nur Handball spielten, sondern auch einen Spielmannszug gründeten, der damals in der engeren und weiteren Umgebung von Neuhofen mit zu den besten zählte. Auch ging aus dieser Abteilung eine Wassersportabteilung hervor, die mit ihren selbstgebauten Booten den Rhein und den Neckar befuhr.
In den folgenden Jahren sah die Freie Sportvereinigung ihr Ziel in stetem Aufbau des turnerischen und gesanglichen Lebens und insbesondere die Teilnahme an Veranstaltungen befreundeter Vereine.
Einen besonderen Fortgang der Vereinsgeschichte der ”Freien Sportvereinigung” nimmt die in diese Zeit fallende Planung und Erbauung der Sporthalle ein.
Mit dem Jahr 1933 war das Eigenleben der „Freien Sportvereinigung zu Ende. Sie fiel, wie alle Arbeiter, Turn- und Gesangvereine, der zwangsweisen Auflösung zum Opfer. Nach 13-jähriger Aufwärtsentwicklung hatte die Freie Sportvereinigung aufgehört zu existieren.
In den ersten Apriltagen 1933 ging folgendes Schreiben der damaligen Gemeindeverwaltung an die Freie Sportvereinigung:
Nach dem 2. Weltkrieg dauerte es geraume Zeit, bis die Besatzungsmächte das Turnen in den Vereinen wieder gestatteten. Im Jahre 1950 war es dann wieder so weit, der alte Sportgeist der ehemaligen Turner der “Freien Sportvereinigung” wurde wieder lebendig. Am 4. März 1950 wurde auf vielseitigen Wunsch und nach langen Bemühungen der seit dem 20. Februar 1950 von der französischen Hohen Kommission genehmigte “Turnverein Neuhofen” gegründet. Die neu gewählte Vorstandschaft setzte sich wie folgt zusammen:
1. Vorstand: | Johann Strubel (sen.) |
2. Vorstand: | Michael Zickgraf |
1. Schriftführer | Ernst Landfried |
Kassier: | Alfred Kraushaar |
Beisitzer: | Eugen Bockreis, Adolf Mohr, Wilhelm Bockreis |
Revisoren: | Wilhelm Karl, Karl Bockreis |
Technischer Leiter: | Hans Eiselstein |
Turnwarte: | Karl Fahrnbach, Robert Wittemann |
Kinderturnwarte: | Hans Eiselstein, Eugen Bockreis, Johann Strubel sen. |
Handballleiter: | Emil Klamm |
Nach zweijährigem Bestehen löste sich am 19. März 1952 der Turnverein wieder auf, um mit dem Gesangverein Neuhofen gemeinsam einen neuen Verein zu bilden. Ziel war es, die Sporthalle wieder in eigenen Besitz zunehmen. So gründete sich am 22. März 1952 die noch heute bestehende Turn- und Sängervereinigung Neuhofen”.
Die damals neugewählte Vorstandschaft setzte sich wie folgt zusammen:
1. Vorstand: | Ludwig Henrich |
2. Vorstand: | Eugen Diefenbach |
1. Schriftführer: | Waldemar Schneider |
2. Schriftführer: | Ernst Landfried |
1. Wirtschaftsrechner: | Jakob Mohr |
2. Wirtschaftsrechner: | Ernst Wittemann |
Vereinskassier: | Fritz Tuschner |
Revisor f. d. Vereinskasse: | Alfred Kraushaar, Fritz Tiator |
Revisor f. d. Wirtschaftskasse: | Friedrich Schuster, Jakob Hauck Ernst Herrmann |
Vergnügungsleiter: | Wilhelm Schehlmann |
Unterkassier: | Wilhelm Bockreis, Johann Frey |
Die einzelnen Abteilungsleiter wurden von den Abteilungen gewählt und waren stimmberechtigt im Hauptausschuss vertreten.
Als neue Abteilungsleiter wurden folgende Mitglieder gewählt:
Abteilungsleiter der Turner: | Hans Eiselstein |
Abteilungsleiter der Handballer: | Emil Klamm |
Abteilungsleiter der Sänger: | Eugen Diefenbach |
Leiter des Spielmannszuges: | Richard Gimmy |
Im Jahr 1967 war es dann so weit: Die “Turn- und Sängervereinigung” überschritt die Schwelle zum zweiten Jahrhundert.
Im Jahr 1978 wurde das Turnen in Neuhofen 100 Jahre alt.
Durch die Fertigstellung des Sportzentrums 1 war der Anfang zur Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, TuS und VfL gemacht, die sich mit der gemeinsamen Ausrichtung des Gauturnfestes des Rhein-Limburg-Gaues 1974 fortsetzte. Dieses Fest war eine großartig gelungene Veranstaltung und zugleich eine Werbung für die Gemeinde und den Neuhofener Sport.
Bereits zwei Jahre später, am 11. September 1976, wurde mit der “Rehbachhalle” den Neuhofener Sportlern eine Großsporthalle übergeben, durch die optimale Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten geschaffen wurden.
Am 6. September 1979 gründeten die politische Gemeinde, der Verein für Leibesübungen (VfL) und die Turn- und Sängervereinigung (TuS) die “Sport- und Kulturgesellschaft Neuhofen mbH”. Ziel dieser Gesellschaft war, die vorhandenen Einrichtungen so zu gestalten, dass sie der Förderung des allgemeinen Sports, der Jugend- und Altenhilfe, der Förderung von Bildung, Erziehung, Kunst, Kultur und des Heimatgedankens im bestmöglichen Maße dienen sollte. Einer der Pläne war, den Saal des Volkshauses zu einem Bürgerhaus umzubauen. Der Grundstein wurde am 19. Mai 1984 gelegt, und am 7. November 1985 das neue Bürgerhaus “Neuer Hof” seiner Bestimmung übergeben.
Leider wurde im Jahr 1970 das Chorsingen bei der Turn- und Sängervereinigung wegen
Überalterung des Chors eingestellt.
Die traditionsreiche Turnabteilung machte nach ihrer Wiedergründung im Jahre 1950 einen sportlichen Wandel durch. Während sie früher große Erfolge im Faustball, im Geräteturnen, in der Gymnastik und in der Leichtathletik hatte, steht heute der Breiten- und Freizeitsport im Vordergrund. So fand auch 1963 die erste Frauenturnstunde statt.
Mit der Wiedergründung des Turnvereins 1950 wurde auch der Spielmannszug wieder ins Leben gerufen, zuerst als reiner Spielmannszug mit Trommeln und Pfeifen, dann auch mit Fanfaren. Der Fanfarenzug bestand weiter, aus ihm entwickelte sich unser heutiger Musikzug.
1950 begann auch wieder unsere Handballabteilung mit regelmäßigen Spielbetrieb. Ab dem Jahre 1967 wird bei der Turn- und Sängervereinigung auch Damenhandball gespielt.
Die Handballabteilung ist heute, mit über 400 Mitgliedern unsere größte Abteilung und zwischenzeitlich ein fester Bestandteil im Pfälzer Handballverband.
Die Karnevalabteilung “TUSNESIA” wurde 1957 von unserem damaligen Vorstandsmitglied, Bürgermeister a. D. und Ehrenbürger der Gemeinde Kurt Sturm † ins Leben gerufen.
Fastnacht hat man schon in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg in Neuhofen “gemacht”, aber erst nach 1945 wurde es richtig “ernst”. Eine lose Verbindung “närrischer” Männer bildeten einen Elferrat und veranstalteten Damen- und Herrensitzungen. 1956 war die letzte Veranstaltung des Elferrates.
Schon im Jahre 1957, am Rosenmontag organisierte man bei der TuS einen Kappenabend in der Vereinswirtschaft der TuS. Erstmals wurde im Jahr 1959 eine große “Damen- und Herrensitzung” im Saal der Sporthalle abgehalten.
Die Badmintonabteilung wurde 1971 gegründet. Auch bei dieser Abteilung ist eine stetige Aufwärtsentwicklung zu verzeichnen. In den beiden Spielzeiten 2020/21 und 2021/22 spielte die Badmintonabteilung in der 2. Bundesliga.
Die Tanzsportabteilung wurde 1982 ins Leben gerufen. In dieser Abteilung wird insbesondere der Breitentanzsport gepflegt.
Die Karateabteilung, bestehend seit dem Jahr 1985. Hier können sich unsere Mitglieder körperlich wie geistig in der hohen Schule des Karatesports üben. Eine weitere Gruppe innerhalb der Karateabteilung entstand mit Tai-Chi im Jahre 1999. Die Abteilung nennt sich heute Karate/Tai-Chi.
In der Zeit von 2009 bis 2020 hatte die TuS Neuhofen eine Abteilung Reha-Sport. Hier konnten sich körperlich beeinträchtigte Mitglieder sportlich betätigen. Leider musste die Abteilung 2020 wieder aufgelöst werden.
Vorsitzende des Vereins nach dem Zusammenschluss waren
Ludwig Hirsch | 1952 – 1953 |
Waldemar Schneider | 1953 – 1980 |
Werner Schumacher | 1980 – 1987 |
Waldemar Herrmann | 1987 – 2008 |
Hauke Jahn | 2008 – 2021 |
Ehrenvorsitzende der TuS:
Waldemar Herrmann | 2008 |
Hauke Jahn | 2021 |
Seit 2021 leitet Stefan Winkler als 1. Vorsitzender und Jürgen Kaspar als 2. Vorsitzender die Geschicke der Turn- und Sängervereinigung.
Die Existenzberechtigung eines Vereins kann nicht an erster Stelle an den Spitzenleistungen seiner Aktiven abgelesen werden, sie resultiert vielmehr aus dem Erfolg seiner Bemühungen, es jedem zu ermöglichen, an den Annehmlichkeiten sportlicher, karnevalistischer, musikalischer und gesanglicher Betätigung teilzuhaben.
Die “Turn- und Sängervereinigung” hat seit ihrem Bestehen dieser obersten Aufgabe immer gedient.